Recherche - Lernpfad
Website: | E-Learning-System der Fachhochschule Potsdam |
Kurs: | Wissenschaftliches Arbeiten - ein Selbstlernangebot |
Buch: | Recherche - Lernpfad |
Gedruckt von: | Gast |
Datum: | Donnerstag, 14. November 2024, 17:55 |
Beschreibung
Texte, Videos & Aufgaben zum dritten Kapitel.
Kapitelüberblick
WIE behalte ich in dieser Vielfalt von Informationen den Überblick? WO finde ich relevante Informationen, wo beginne ich meine Suche? WOHER weiß ich, ob eine Quelle belastbar ist und für mein wissenschaftliches Vorhaben nutzbar? WAS will ich von einem Text wissen und wie finde ich es heraus? WELCHE Aspekte will ich dokumentieren und wie? |
Linkliste mit möglichen Startpunkten
Suchen Sie zunächst nach einführenden oder Überblicksartikeln in Handbüchern, Lexika oder in Jahrbüchern. Gerade in Handbüchern oder Lexika (wie dem Lexikon der Bibliotheks- und Informationswissenschaft (LBI)) finden Sie viele geprüfte weiterführende Literaturhinweise. Vielleicht bieten auch die Informationssammlungen oder Publikationen Ihrer Dozent*innen spannende Ansatzpunkte.
LISTE |
Beginnen Sie mit der Suche in einschlägigen Fachdatenbanken wie b2i, INFODATA oder LISA. Konsultieren Sie die aktuelle Fachliteratur (die meisten Zeitschrifiten und Verlage bieten auch eine Suche in ihrem Gesamtbestand an (z.B. Emerald). Werten Sie die entsprechenden Webseiten der Fachverbände aus: DBV/Bibliotheksportal, das BAM-Portal, Achive.net, die digitale Bibliothek von ASIS, der ACM oder der GI.
Ansonsten suchen Sie z.B. mit dem Interface Ihres Literaturverwaltungsprogramms (wie Citavi) in den großen (offenen) Bibliotheksverbünden wie WordCat, GBV oder B3Kat oder über den KVK nach Standardwerken sowie in den Fachdatenbanken der angrenzenden Fachgebieten nach interdisziplinären Aufsätzen.
Weitere weniger fachbezogene Informationsquellen:
Publikationen
- GOOGLE SCHOLAR: Googlen wissenschaftlicher Quellen, vor allem auch bibliografische Hinweise, englisch & deutsch
- WEB OF SCIENCE: die weltweit größte Datenbank zu wissenschaftlichen Fachartikeln inkl. ihrer Zitationen; Zugang nur über ausgewählte Bibliotheken, weil sehr teuer).
- Weitere wissenschaftliche Suchmaschinen aus dem englischsprachigen Raum: SCIENCE RESEARCH, WORLDWIDE SCIENCE, LIBRA MICROSOFT
- BASE:Suchmaschine der Universität Bielefeld - Spezialsuchmaschine für wissenschaftliche Publikationen weltweit, englisch & deutsch
- Zudem gibt es Meta-Suchmaschinen, die die Treffer verschiedener Suchmaschinen zusammenfassen: METAGER der Leibnitz-Universität Hannover für deutsche Literatur, CLUSTY für englischsprachige Publikationen oder ETOOLS
- Faktensuchmaschinen wie Wolfram Alpha
Bibliotheken & Datenbanken
- Das Datenbanken-Informationssystem (DBIS) gibt Orientierung nach Fachgebieten
- Umfassende Bibliotheken sind u.a. die Deutsche Nationalbibliothek, die Staatsbibliothek zu Berlin, das Hochschulbibliothekszentrum Nordrhein-Westfalen, die British Library, vor allem aber auch die Bibliothek an Ihrer Hochschule.
Vorlesungsmitschnitte & -präsentationen
- SLIDESHARE, hauptsächlich aber nicht ausschließlich wissenschaftliche Präsentationen
- YOUTUBE.EDU, Vorlesungen von hauptsächlich amerikanischen Hochschulen
- PODCAMPUS mit wissenschaftlichen podcasts in deutscher Sprache
Blogs/Mailinglisten
- der BLOGRUNNER der New York Times
- de.hypotheses.org (deutsche geisteswissenschaftliche Blogkonglomerat)
- Plan3t.info ("Planet" aller deutscher bibliothekarischer Blogs)
- InetBib "Internet in Bibliotheken" deutsche umfassende Mailigliste für Bibliothekare
- H-SOZ-U-KULT "Kommunikation und Fachinformation in den Geschichtswissenschaften"
Suchtechniken
Alle guten Datenbanken bieten Ihnen die Möglichkeit, Ihre Suche einzugrenzen und individueller auf Ihren direkten Bedarf zuzuschneiden. Hierzu ist es hilfreich, Ihre Themen, Ihren Bedarf in Schlag- und Stichworte übersetzen zu können.
Der Lotsendienst der Universität Hamburg empfiehlt hierzu die Arbeit mit Wortlistentabellen, die Sie auch HIER runterladen können. Durch das Dokumentieren von Kernbegriffen, Synonymen, Oberbegriffen, Unterbegriffen und verwandten Begriffen gehen Sie sicher, dass Ihre Treffsicherheit erhöht wird.
Überlegen Sie sich zudem die Schlagwörter zu Ihrem Thema: Mit welchen Begriffen könnten Autoren die für Sie relevanten Quellen beschreiben? Auch eine Stichwortliste ist hilfreich: Welche zentralen Begriffe oder Begriffskombinationen kommen wahrscheinlich in für Sie spannenden Publikationen vor?
Ihre Suche wird noch ergiebiger, wenn Sie mit Trunkierungen arbeiten: Hierzu ersetzen Sie Teile Ihrer Begriffe mit Sonderzeichen: So kann ein * viele Zeichen ersetzen (wenn Sie zum Beispiel an der Einzahl ebenso interessiert sind wie an der Mehrzahl) während ein ? nur ein Zeichen ersetzt (wenn zum Beispiel verschiedene Rechtschreibungen möglich sind).
Durch die Kombination verschiedener Begriffe mit AND bzw. UND oder NOT bzw. NICHT können Sie Ihre Suche weiter eingrenzen. Weitere Boolesche Operatoren sind NEAR bzw. ADJ (max. 3 Worte auseinander) oder OR bzw. ODER (in denen ein oder beide Begriffe vorkommen können). Schauen Sie sich bei jeder Datenbank einmal die "Abfragesprache" genauer an. Selbst Google kann da spannende Dinge mehr als nur Suchschlitz.
wom?n AND librar* AND behavi??r NOT (program* NEAR librar*) für: woman/women + libraries/library + behavior/behaviour + programme/program |
Lesestrategien
Sie werden sich Texten im Rahmen der Auswahl zunächst oberflächlich zuwenden. Kursorisch lesen bedeutet, den Text grob zu überfliegen, um herauszufinden, worüber der/die Autor*in schreibt, nicht was er/sie schreibt. Es ist die grobe Kontrolle, inwieweit der Artikel zu Ihrem Thema passt.
Selektives Lesen ist auch eine Form des oberflächlichen Sondierens, zum Beispiel nach konkreten Begriffen oder einer gewünschten Definition. Wer seine Lesegeschwindigkeit steigern möchte, kann dies zum Beispiel mit dem klassischen 25-Tage-Programm von Ernst Ott versuchen.1
Das Studieren, Verstehen der Texte erfordert dann andere Lesestrategien. In der Aufgabe haben Sie Fragen an den/die Autor*in bzw. den Text gestellt. Dies ist eine Form des studierenden Lesens, das das gründliche Durcharbeiten des Textes in den Vordergrund stellt. Zu studierenden Lesestrategien gehören auch Textmarkierungen nach einem klaren Farbsystem und/oder das Exzerpieren (Zusammenfassen in eigenen Worten) des Textes, um das Wesentliche herauszuarbeiten. Immer beliebter wird in diesem Zusammenhang die Begleitung des Lesens durch Mindmaps. So haben Sie die Möglichkeit, einzelne Aspekte Ihres Textes sofort aufzuschreiben und in Ihre eigene Struktur zu bringen.2 Wichtiges Grundprinzip ist dabei jedoch vor allem, aus der lesenden Kopfarbeit Handarbeit zu machen und sich eine Materialsammlung mit Erlesenem anzusammeln. Oder wie Markus Krajewski3 treffend schreibt: "Studierende brauchen viel LSD." - Lesen - Schreiben - Denken: in dieser Reihenfolge!
Wenn Sie dann auf eine Basis von Texten zurückgreifen, empfiehlt sich auch direkt das vergleichende Lesen, in denen Sie neue Texte bereits bewusst in Bezug zu Ihren bisherigen Materialien setzen.
Die Auswahl der Lesestrategie liegt in Ihren Händen. Hilfreich ist es jedoch, sich eine auszusuchen und diese dann in allen Texten anzuwenden, damit Sie später beim Strukturieren und Verfassen auf vergleichbare Materialien zurückgreifen können.
1 Ott, Ernst (2007): Optimales Lesen. Schneller Lesen - mehr behalten ; ein 25-Tage-Programm. 32. Aufl. Reinbek bei Hamburg: Rowohlt-Taschenbuch-Verl. (rororo-Sachbuch, 16783).
2 Buzan, Tony (2013): Speed reading. Schneller lesen mehr verstehen besser behalten. Aktualisierte und erw. Aufl. München: mvg-Verl.
3 Krajewski, Markus (2015): Lesen Schreiben Denken. Zur wissenschaftlichen Abschlussarbeit in 7 Schritten. 2. aktualisierte Aufl. Köln: Böhlau [u.a.] (UTB Schlüsselkompetenzen, 3858).
Wissenschaftlich relevant?
Sie werden die Texte auf verschiedenen Ebenen betrachten wollen (formal und inhaltlich), um eine Entscheidung darüber zu treffen, ob Sie sie verwerten wollen und können.
In einem ersten Schritt geht es um die äußeren Daten: Wer ist der Autor, die Autorin? Mit welcher Institution ist er oder sie verknüpft, welche Qualifikationen hat er oder sie, welche andere Veröffentlichungen gibt es von ihm bzw. ihr? Hierzu geben Fachgesellschaften wie z.B. der 'Verein deutscher Bibliothekare' (vdB) "Jahrbücher" und Personalverzeichnisse heraus. Umfassender sind biographische Lexika oder ein Nachschlagewerk wie The Europa World of Learning, die allerdings eher das traditionelle Who is Who der Wissenschaft abbilden und dadurch oftmals junge Forscher*innen ausklammern. Viele Informationen zu (ggf. jüngeren) Autor*innen finden Sie in akademischen Social Networks wie ResearchGate oder LinkedIn, aber Vorsicht: hier beruhen die Angaben auf Selbstauskünften.
Auch der Zeitpunkt der Veröffentlichung ist relevant, da er Ihnen darüber Auskunft gibt, ob es sich um einen Beitrag aus dem aktuellen Diskurs handelt. Hierzu ist es auch relevant herauszufinden, ob es eine aktuellere Überarbeitung gibt. Zuletzt interessieren Sie sich für den Verlag bzw. die Zeitschrift, in der der Text erschienen ist: Handelt es sich um einen wissenschaftlichen Verlag? (Oder gar nur einer der Ihre Arbeit zu Geld machen will wie der GRIN- oder Diplomica-Verlag...)
Nun wenden Sie sich dem Text zu: Für welche Leserschaft ist der Text geschrieben? Vor allem aber: Stehen Fakten, Meinungen oder Propaganda im Mittelpunkt des Textes? Ist der Forschungsweg nachvollziehbar und die Interpretation der Ergebnisse für Sie stimmig? Handelt es sich um Primär- oder Sekundärwissen (in der Arbeit erstellt oder auf andere Literatur verweisend)?
Nun betrachten Sie den Schreibstil: Ist der Text klar strukturiert und formuliert? Sollen Sie überzeugt oder informiert werden? Zuletzt können Sie noch Artikel über diesen Beitrag suchen und einen Blick darauf werfen, was andere davon halten.1
All dies weist auf Kriterien hin, ob die Veröffentlichung vor Ihnen wissenschaftlich belastbar ist und als Basis für Ihre Schlussfolgerungen dienen kann. Sie können selbstverständlich auch andere als wissenschaftlich belastbare Quellen verwerten, müssen uns jedoch als Leser*innen mitteilen, ob Sie den Text für (nicht) vertrauenswürdig zur Weiterarbeit befinden.
1 vgl. Engle, Michael (2014): Critically Analyzing Information Sources: Critical Appraisal and Analysis - Ten things to look for when you evaluate an information source. Cornell University. Online verfügbar unter: http://guides.library.cornell.edu/c.php?g=31866&p=201757 (Letzter Zugriff: 28.08.2014).
AUFGABE: Wissenschaftliche Relevanz
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Wissensverwaltung und -bearbeitung
An dieser Stelle möchten wir Ihnen ein paar Literaturverwaltungsprogramme vorstellen.
Zunächst jedoch zum Wortverarbeitungsprogramm Ihres Computers, Laptops, Notebooks etc.: Dort steht Ihnen aller Wahrscheinlichkeit nach eine Möglichkeit zur Verfügung, Quellen zu verwalten. Die sollten Sie im Rahmen des Schreibprozesses nutzen, da Sie damit direkt im Text auf Quellen zurückgreifen können und es eine automatische Erstellung der Bibliografie ermöglicht. Allerdings haben Sie dort in der Regel keine Möglichkeit, die Quellen mit Inhalten, Zitaten etc. zu kombinieren - und sollten es somit unbedingt ergänzen - manuell mit Karteikarten, wie in Ihrer Aufgabe angelegt, oder durch die Nutzung eines Literaturverwaltungsprogramms.
Manuell haben Sie die Wahl, eine Karte pro Text aufzubereiten oder direkt über die Inhalte zu gehen, wie in Niklas Luhmanns1 berühmtem Zettelkasten. Hierzu schreiben Sie jeweils eine Idee oder ein Zitat auf einen Zettel mit den Quellenangaben auf der Rückseite. Nach und nach können Sie Überschriften zuordnen und die einzelnen Gedanken direkt miteinander in Bezug setzen. So schreibt sich Ihr Inhaltsverzeichnis quasi von allein und Sie werden beim Schreiben keine Schwierigkeiten haben, Ihre Quellen zuzuordnen. Dieses System können Sie auch mit der Quellenverwaltung Ihres Wortverarbeitungsprogramms umsetzen oder direkt in einem Mindmapprogramm.
Wichtig für die Auswahl Ihres Literaturverwaltungsprogramms ist, welche Campuslizenz Ihre Hochschule hat, worauf Sie demnach kostenfrei zurückgreifen können. Für längere Arbeiten wie Dissertationen kann es sich auch lohnen, das ideale Programm privat anzuschaffen. Die TU München hat hierzu einen Vergleich aller Funktionen durchgeführt.2 Hier in Kürze:
- Citavi ist an deutschen Hochschulen sehr verbreitet. Es kombiniert Literaturverwaltung mit Wissensorganisation und Arbeitsplanung über eine sehr nutzerfreundliche Oberfläche. Eine Grundversion, die auf 100 Einträge begrenzt ist, ist kostenlos. Weitere Lizenzen sind an den PC Pools der Hochschule installiert. Citavi zeichnet sich dadurch aus, dass es bibliographisch exakt arbeitet und Ihre Bearbeitung von Texten, eigenen Gedanken und Gliederungspunkten bis hin zum Vorbereiten des Schreibens sehr praktisch unterstützt. Wie alle Literaturverwaltungsprogramme arbeitet es sehr intensiv mit Ihrem Textverarbeitungsprogramm zusammen. (Für Mac-Nutzer ist es nur mit einer Windows-Installation unter Parallels verwendbar - das allerdings problemlos. Eine Online-Version ist angekündigt.)
- Das bisher weniger verbreitete Programm Synapsen - hypertextueller Zettelkasten von Markus Krajewski ist Citavi sehr ähnlich, hat aber nicht die ausgefeilte Benutzeroberfläche. Hiermit kann man arbeiten ("verzetteln") wie früher mit Papierzetteln (es läuft in einer Java-Umgebung offline).
- Zotero ist eine Firefox-Extension mit Word-Addin, so eignet es sich besonders für diejenigen unter Ihnen, die hauptsächlich online Quellen einsehen. Zotero ist ein kostenfreies Angebot.
- EndNote ist ein sehr ausgereiftes (teures) Programm, das auch sehr zuverlässig mit Textverarbeitungsprogrammen arbeitet. Wenn Sie Ihre Quellen online und nicht auf Ihrem Desktop verwalten, bietet es weniger Funktionen, ist aber kostenfrei.
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Mendeley ist das Programm, das Literaturverwaltung am meisten mit Funktionen sozialer Netzwerke verbindet. Zudem ist Mendeley integrierbar für den besseren Datenimport online und sehr gut in der Verwaltung von PDFs.
1 Niklas Luhmann war ein deutscher Soziologe, in dessem wissenschaftlichen Nachlass sich auch ein Zettelkasten befand, der sein Gedankenwerk beinhaltete. Auf seinen Zettelkasten basieren heute viele Programme, die Wissen nicht nur sammeln, sondern auch vernetzen.
2 vgl. Böhner, Dörte; Stöber, Thomas & Teichert, Astrid (2014): Softwarevergleich Literaturverwaltung - 4. Aktualisierung. Technische Universtität München. Online verfügbar unter: http://www.ub.uni-frankfurt.de/literaturverwaltung/literaturverwaltungsprogramme_im%20_ueberblick.pdf (Letzter Zugriff: 28.08.2014).
AUFGABE: Das Gefundene dokumentieren
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