Verfassen - Lernpfad
Texte, Videos & Aufgaben zum fünften Kapitel.
Transparenz
Wie wichtig Transparenz ist, zieht sich bereits durch alle Videos und soll an dieser Stelle noch einmal genauer betrachtet werden. Hinter "Transparenz" verbirgt sich der Anspruch von Wissenschaft, auf eine intersubjektiv nachvollziehbare Vorgehensweise zu bauen. Das bedeutet nichts anderes, als dass nicht nur Sie verstehen sollten, was Sie warum machen, sondern auch Ihre Leser*innen. Nur so kann gewährleistet werden, dass die Forschenden nach Ihnen die Möglichkeit erhalten, Ihre Ergebnisse zu überprüfen und sich keine "Pseudo-Wissenschaften" entwickeln.1 Ihre Arbeit ist ein Zwischenstück in einem sehr langen Prozess; es liegt in Ihrer Verantwortung, sie so aufzubereiten, dass sie für andere nutzbar ist.
Transparenz betrifft somit sowohl Ihre Vorgehensweisen wie Ihre zugrunde liegenden Definitionen und Annahmen.
Annahmen bilden das Fundament Ihrer Arbeit. Annahmen sind keine Thesen, da sie nicht Ihr Forschungsthema sind und Sie sie nicht überprüfen werden. Transparenz an dieser Stelle ermöglicht es uns, Annahmen richtig einzuordnen. Es wäre eine andere Arbeit, wenn Sie Humor als Fähigkeit „Spaß zu verstehen“ definieren, anstatt als Fähigkeit „Witze zu generieren". Es wäre auch eine andere Arbeit, wenn Ihre Annahmen besagen, Humor sei entwickelbar bzw. angeboren.
Sie können demnach einen großen Beitrag zur Transparenz bereits am Anfang Ihrer Arbeit leisten, nämlich durch die Präsentation Ihrer zugrunde liegenden Definitionen und Annahmen und durch eine klare Darstellung und Begründung Ihres Forschungsdesigns. Doch auch während des Schreibens lohnt sich immer wieder der Blick darauf, ob Sie für uns noch klar und nachvollziehbar sind - bei der Auswahl und Darstellung Ihrer Texte und insbesondere bei der Interpretation Ihrer Ergebnisse.
Nur das, was Ihre Leserschaft nachvollziehen kann, wird sie auch weiterhin nutzen. Hierzu gehört vor allem auch die sehr saubere Trennung zwischen den Befunden und ihrer Interpretation. Immer dann, wenn etwas direkt von Ihnen kommt, sollte dies ebenso klar gemacht werden wie die Verwendung externer Quellen.
1 vgl. Lenhard-Schramm, Niklas (2011): Was ist wissenschaftlich? Westfälische Wilhelms Universität Münster. Online verfügbar unter: http://www.uni-muenster.de/imperia/md/content/wissenschaftstheorie/preisfrage/schramm_-_was_ist_wissenschaftlich.pdf (Letzter Zugriff: 28.08.2014).