- Abschluss-Feedback für Gräfe, 1.2.1-Leitbild
- Bemerkungen zu den Feedbacks
Lieber Herr Gräfe, Ihre Modulaufgabe
ist erfüllt, und das auch ohne Feedbacks, die von der Aufgabenstellung her nicht notwendig gewesen wären. War trotzdem spannend zu lesen und für alle sicherlich aufschlussreich.
Ich gehe im Einzelnen
auf Sie und ihre wunderbaren FEEDBACKGEBERINNEN ein, die bitte auch noch mal
mitlesen möchten – es lohnt sich!
Gräfe, 14.12., 18:34 Uhr
Für die Aufgabe hatten Sie mit
der Stabi Berlin ein anspruchsvolles Beispiel gewählt, alle Achtung.
- Arbeiten die Mitarbeiter vor
Ort auch nach einem veraltetem Leitbild? Wird nichts weiter adaptiert? Ist das Leitbild noch
aktuell? Wie stehen die Mitarbeiter dazu?
Berechtigte Fragen, sehr gut.
- Man wird als Außenstehender meiner
Meinung nicht umfassend informiert, was genau mit den einzelnen Punkten gemeint
ist und wie sich dies im Alltag der Bibliotheksmitarbeiter äußert.
versus:
- Lediglich eine simple Ansammlung der
tatsächlichen Tätigkeiten wird genannt.
Sind diese „tatsächlichen Tätigkeiten“ denn
nicht sogar schon die von Ihnen vermissten „einzelne Punkte“? Oder was
wünschten Sie sich konkret noch? Könnten Sie das beispielhaft formulieren?
- Im Zuge der Erstellung eines
Zukunftskonzept durch unsere Leiterin wurden Aufgabenfelder und Schwerpunkte
für die Bibliotheksarbeit definiert und als „Aufgabenprofil“ deklariert. Dies kommt meiner Meinung
nach einem Leitbild am nächsten.
Hier fände ich einen Verweis oder eine Datei zum erwähnten Zukunftskonzept aus Fürstenwalde angebracht. Sie haben uns neugierig gemacht.
Agesehen davon – Leitbilder erfüllen verschiedene Zwecke und beinhalten sicherlich, wie Sie beschrieben hatten, Aufgabenfelder und Schwerpunkte.
Doch darüber hinaus darf und kann eine Bibliothek für sich weitere LB-Zwecke festlegen, bzw. werden diese vom Träger
vorgegeben, bzw. ergeben Sie sich aus der Situation heraus, in der das Leitbild (o.
ä.) erforderlich wurde, z. B. für eine Sponsoringaktion oder für einen
Projektantrag.
Oder gibt es Ihrer Recherche nach eine allgemeingültige Definition, was ein Leitbild zu sein hat? Bitte zitieren. Dann wäre Ihre Formulierung "meiner Meinung nach" in eine fundierte Erkenntnis übergeführt, was vorzuziehen ist.
Klose, 16.12., 18:42 Uhr
- zunächst einmal danke ich dir für die
Vorstellung des Leitbildes der Brandenburger Bibliotheken. Dies kannte ich
bisher noch nicht, obwohl es mich als Brandenburger Bibliothek betrifft.
Ein Indiz, dass das LB
Brandenburgs bereits veraltet ist und nicht weiter kommuniziert wird.
- Sicher kann man dies für so manche
Argumentation zur Hilfe nehmen. Ich werde es mir mal abspeichern.
Gut so, denn dafür ist es auch gedacht gewesen.
- Meiner Meinung nach interpretierst du
in die Jahresangabe zu viel hinein. Muss ein Leitbild denn ständig aktualisiert
werden?
Nun, nach 10 Jahren gilt es tatsächlich als
veraltet, was ich aus der eigenen Praxis als Leitbild-Coach mit Einzelbeispielen – die hier zu weit führen würden – begründen kann.
Meine Empfehlung zum Leitbild-Turnus:
- Leitbilder sollten spätestens nach 5 Jahren
durchgesehen und dann entweder erneut ratifiziert oder aber aktualisiert werden.
- Alle 10-12 Jahre wäre eine völlig neue Erstellung, losgelöst vom
bisherigen Leitbild erstrebenswert, falls dies nicht sogar aufgrund
tiefergreifender innen- wie außenpolitischer / -organisatorischer /
-finanzieller, / -personeller, / -technischer, / -nutzerspezifischer … Veränderungen
bereits früher notwendig wird.
- Spricht es nicht für das Leitbild, wenn
es so verfasst wurde, dass es sogar noch zehn Jahre später aktuell ist?
Die Frage lässt sich tatsächlich
kontrovers beantworten.
Einerseits könnte seine lang anhaltende
Aktualität tatsächlich für eine sorgsame und hohe Qualität seiner Erstellung
sprechen. Möglicherweise wurde einer hohen Flexibilität an Unvorhergesehenes
Rechnung getragen. Inwieweit dann aber das Leitbild damit ungenau, unspezifisch
oder vage bleiben musste, ist die andere Frage.
Andererseits kann ein lang haltbares
Leitbild ein Indiz für den Stillstand einer Bibliothek sein. Oder aber, die
Bibliothek war ihrer Zeit derart weit voraus, dass es 10 Jahre später nicht
auffällt, weil sie alle modernen Anforderungen erfüllt. Was ich nicht glauben
kann, beispielsweise werden heute Sachbuchbestände der Öffentlichen
Bibliotheken stark zurückgefahren, werden einst aufwändig installierte
Internetarbeitsplätze abgebaut zugunsten flexibler Arbeitsräume mit Möbeln, die
nach dem tatsächlichen Bedarf der Nutzer umgestellt werden können, und war die
Idee von Makerspace-Räumen erst in den Anfängen begriffen, usw.
Doch tatsächlich gibt es Anteile im
Leitbild, die nicht so häufig einer Aktualisierung bedürfen, wie Fr. Wagner
(17.12., 15.03 Uhr) treffend dargelegt hat. -> „Dienstleistungsangebote für
die Nutzer, Bestandserhaltung, die kultur-wissenschaftliche Aufgabe dieser
Bibliothek sind zeitlos und bedürfen keiner regelmäßigen Überarbeitung.“
- Ich habe aber dieses
von Erkner [LInk] bei meiner Recherche entdeckt.
Prima – sowohl, dass Sie recherchierten, als auch die gemachte Entdeckung!
- Wenn sie dies umfassend tun, warum
sollte das Leitbild dann verändert werden?
Um es den sich stetig ändernden
Anforderungen anzupassen.
- Vielleicht hätte die Staatsbibliothek
Berlin sogar ganz auf eine Datumsangabe verzichten sollen, denn ich finde ihr
Leitbild recht Zeitlos.
- Mit der Tiefgängigkeit der Leitbilder
kann ich dir vollkommen zustimmen. Beide sind recht oberflächlich und wenig
definiert.
Lese ich aus diesen zwei Bemerkungen ein unbewusstes
„versus“ heraus? Ein „oberflächlich, dennoch zeitlos“? Lösen Sie diesen Widerspruch
auf.
Ganz abgesehen davon – die Staatsbibliothek Berlin ist
ein großes, sehr großes Schiff. Diese Frachter lassen sich nur schwer in neue Fahrrinnen
steuern. Zu ihrer Ehrenrettung: Möglich, dass intern bereits neue Prozesse ablaufen, die sich im
Leitbild noch nicht wiederfinden.
- Ich bin mir allerdings noch unsicher ob
ein oberflächliches Leitbild für die Öffentlichkeit besser ist, als überhaupt
keins.
- Zumindest intern sind „Leitgrundsätze“
wichtig und im besten Fall verschriftlicht, auch wenn diese nur an der
Oberfläche kratzen.
Erneut meine Bitte an ALLE: Jedes „wichtig“ möchte ich grundsätzlich (wenigstens stichwortartig) begründet
wissen. Wichtig ist alles – und nichts. Wichtig ist lediglich subjektiv, bevor
Sie es nicht mit einer Begründung objektivieren (und somit einer Wissenschaftlichkeit zuführen).
Frau Klose, wenn Sie Lust haben, dann versuchen Sie
jetzt noch, ein oder zwei Ihrer aufgeworfenen Fragen mittels eigener Thesen und
/ oder Literaturstellen zu beantworten. Dann würde ich im Anschluss darauf Ihr Feedback nicht nur
als Feedback, sondern außerdem als erfüllte Modulaufgabe für LE-1.2.1 anrechnen.
Gräfe, 17.12., 15:37 Uhr
- Nutzer mögen vlt. auch so denken, dass
2008 nicht so aktuell aussieht wie 2016 o.ä.
In 2 Wochen schreiben wir das Jahr
2018. Da ist 2008 definitiv veraltet, denn in 10-Jahres-Schritten können selbst
Menschen mit Dyskalkulie rechnen
Wagner, 17.12., 15.03 Uhr
s. a. Anmerkung unter -> Klose,
16.12., 18:42 Uhr
- Über 60 Seiten geben ein umfassenden
Einblick in die Zielsetzungen und Ansichten der Bibliothek. Es gibt im
Inhaltsverzeichnis eine super Idee:
Abgesehen davon, dass 60 Seiten ein
Konzept zur Umsetzung des Leitbildes darstellen – (insofern hat H. Gräfe es zu Recht gespürt, wenn er (17.12., 15.25 Uhr) meint: „Mir sind sie vor allem auch zu lang“) – Ihre
interessante Entdeckung der Kurzfassungen ist sehr willkommen! Marzahn ist insgesamt
gesehen ein nachahmenswertes Beispiel.
- Frage an alle: für mich ist das Wort
"Leitbild" keineswegs negativ behaftet, Bibliothekskonzept was mir in
dem Zusammenhang neu. Wie empfindet ihr das?
Zwar gibt es noch keine AW von Ihren Kolleg(inn)en, doch ich greife jetzt einfach vor:
Man sucht bereits nach neuen Begriffen nicht nur zum Wort Leitbild, sondern bereits zu "Bibliothekskonzept", weil
sich auch dieser bereits abzugreifen droht. Hier eines der frühesten Beispiele zur Verwendung des Begriffs (und so sollten Sie es bei einer wissenschaftlichen Arbeit
auch halten, wenn Sie sich nicht sicher sind nach der Erstquelle einer neuen
Begriffsaufführung):
Das Münchner Bibliothekskonzept von 1997[74] nennt grundlegende Bibliotheksfunktionen im
Sinn eines Leitbildes:1
Danke allen fürs Mitdenken. Sie sind auf einem sehr guten Weg!
Einen schönen Rest-3.-Advent wünscht Ihnen
Ilona Munique
1Umlauf, Konrad: Die
Öffentliche Bibliothek als Lernort. Bestandsaufnahme und Perspektiven. Überarb.
Fassung Stand Sept. 2001. http://www.ib.hu-berlin.de/~kumlau/handreichungen/h76/.